Im Interview mit Jonas Kastl von KENSINGTON
Ein Leben für Immobilien: Vom Schülerpraktikum zum Geschäftsführer

Im aktuellen Urbyo Insider Podcast ist Jonas Kastl, Geschäftsführer der KENSINGTON-Standorte Hamburg, Bremen und Lüneburg zu Gast. Jonas zählt zu den prägenden Gesichtern der norddeutschen Maklerszene. Sein Weg in die Branche begann ungewöhnlich früh: Schon mit 14 Jahren absolvierte er ein Schülerpraktikum bei einem Bauträger – und wusste danach sofort, dass er in der Immobilienwelt bleiben wollte.
Heute leitet er gemeinsam mit seinem Geschäftspartner mehrere Standorte und steht für eine Unternehmenskultur, die auf Spaß, Leidenschaft und Vertrauen basiert. Drei Werte, die für ihn nicht nur Arbeitsphilosophie, sondern Erfolgsprinzip sind.
„Gewohnt wird immer“ – die Faszination für Immobilien
Immobilien sind für ihn mehr als bloße Objekte – sie erzählen Geschichten. Ob Kapitalanlage, Familienheim oder Stadtvilla: Es gehe immer darum, die richtigen Menschen mit der richtigen Immobilie zusammenzubringen. Und genau das, sagt Jonas, sei die größte Motivation seines Berufs.
Erste Deals, erste Rückschläge – und die Tugenden des hanseatischen Kaufmanns
Sein erster eigener Verkauf bleibt für Jonas unvergessen: eine kleine Zweizimmerwohnung in Hamburg.
„Es war kein großer Deal, aber der erste Notartermin war ein echtes Erlebnis – das kann einem keiner mehr nehmen“, erinnert er sich.
Weniger schön sind dagegen Erfahrungen mit fehlender Verbindlichkeit im Markt.
„Früher galt der Handschlag. Heute ist nicht mal mehr ein unterschriebenes Blatt Papier sicher.“
Was für ihn zählt, sind klassische Werte wie Ehrlichkeit, Loyalität und Handschlagmentalität – Eigenschaften, die er bewusst in sein tägliches Geschäft einbringt.
Selbstständigkeit als Risiko und Chance
Einen seiner größten Erfolge sieht Jonas in der Entscheidung, sich selbstständig zu machen.
„Unternehmertum ist immer mit Risiko verbunden. Aber wer bereit ist, zu verzichten und Leidenschaft mitbringt, wird belohnt.“
Er beschreibt die Selbstständigkeit als Weg, der Disziplin verlangt – gerade, wenn andere Feierabend machen. Doch für ihn ist Arbeit keine Last, sondern Erfüllung:
„Wenn du tust, was du liebst, fühlt es sich nicht nach Arbeit an.“
Hamburg und Bremen – zwei Märkte, zwei Welten
Als Geschäftsführer zweier Metropolregionen kennt Jonas Kastl die Unterschiede genau:
Hamburg:
hohe Nachfrage, Premiumlagen rund um die Alster, starke Kaufkraft.
Bremen:
erschwinglichere Einstiegspreise, gute Renditen, viel Dynamik in neuen Quartieren wie dem
Tabakquartier
.
Beide Märkte sind gesund – entscheidend sei, den richtigen Preis zu finden.
„Die Wahrheit des Preises sagt uns am Ende immer der Markt.“
Erfolg durch Qualität und Aufbereitung
Professionelle Vermarktung ist für Jonas kein Zusatz, sondern Pflicht. Jedes Objekt wird mit hochwertigen Fotos, Exposés und gezieltem Marketing präsentiert – im Schnitt investiert Kensington über 2.000 Euro pro Objekt.
Diese Sorgfalt zahlt sich aus: Ein Beispiel zeigt, wie eine Immobilie, die privat über Monate nicht verkauft wurde, nach professioneller Aufbereitung innerhalb von sechs Wochen einen Käufer fand – zum gleichen Preis.
Netzwerke und Vertrauen – die Grundlage für nachhaltigen Erfolg
Für Jonas steht fest: Ohne Vertrauen läuft kein Geschäft. Er folgt dabei keinem Skript – Vertrauen entsteht durch Authentizität:
„Ich sage den Leuten offen, was ich denke. Auch wenn das bedeutet, dass ihre Immobilie nicht einen Euro wert ist, sondern 80 Cent.“
Diese Ehrlichkeit schafft Bindung. Viele seiner Kunden begleiten ihn über Jahre hinweg – ein Zeichen, dass im Maklergeschäft der Mensch wichtiger bleibt als jede Verkaufsstrategie.
Finanzierungen: Vom Partner zum Problem?
Ein Thema, das Jonas aktuell besonders beschäftigt, ist die Finanzierung. Die Zusammenarbeit mit Banken sei deutlich schwieriger geworden:
„Früher waren Banken und Makler Partner. Heute hat man oft das Gefühl, man arbeitet gegeneinander.“
Er lobt jedoch die Kooperation mit verlässlichen Partnern – wie den Finanzierungsexperten von Urbyo oder den Inhouse-Kollegen bei Kensington Financial Services. Sie sorgen dafür, dass Kunden trotz Bürokratie und Bearbeitungszeiten schneller an ihr Ziel kommen.
Was er sich wünscht? Weniger Papier, mehr Pragmatismus.
„Wenn ein Haus seit 60 Jahren steht, braucht es keine Diskussion um die Baugenehmigung.“
Digitalisierung: Ja, aber mit Augenmaß
Auch die Digitalisierung ist bei Kensington längst Alltag. Der Wechsel von Onoffice auf PropSec bringt effizientere Abläufe, klare Strukturen und eine bessere Auswertung von Daten.
Dennoch mahnt Jonas zur Balance:
„Digitalisierung darf den Faktor Mensch nicht ersetzen. Eine virtuelle Tour ersetzt kein echtes Gespräch.“
Er setzt auf sinnvolle Tools – etwa für Textunterstützung oder digitales Home-Staging –, lehnt aber rein automatisierte Kundenprozesse ab.
Nachhaltigkeit und ESG – zwischen Anspruch und Realität
Das Thema Nachhaltigkeit ist auch im Maklergeschäft angekommen – allerdings häufig mit Unsicherheiten. Viele Eigentümer seien durch wechselnde Vorgaben verunsichert. Jonas plädiert für mehr Differenzierung:
„Ein Haus kann hervorragend saniert sein und trotzdem einen schlechten Energieausweis haben, nur weil die Heizung alt ist.“
ESG sei wichtig, sollte aber praxisnäher und fairer bewertet werden.
Ein Blick in die Zukunft: Menschlichkeit als Erfolgsfaktor
Wie sieht Jonas Kastl die Zukunft der Branche? Er erwartet tiefgreifende Veränderungen durch strengere Gesetzeslagen, ESG-Vorgaben und technische Innovationen – aber auch eine Rückkehr zur persönlichen Beratung.
„Wir sind angetreten, das Maklergeschäft menschlich und verbindlich zu machen.“
Er will mit seinem Team zeigen, dass Vertrauen, Transparenz und ehrliche Begleitung den Unterschied machen – weit über den Notartermin hinaus.
Prägende Menschen, Bücher und Lehren
Inspiration zieht Jonas aus seinen Mentoren sowie aus Büchern wie „Rich Dad, Poor Dad“ oder „Über das Beste Freunde“. Sein größter Einfluss aber: seine Mutter, die ihn allein großgezogen hat.
„Sie hat mir Werte mitgegeben, die mich bis heute tragen.“
Eine Haltung, die bleibt
Jonas Kastl steht für eine Haltung, die in der Immobilienbranche seltener geworden ist: Verbindlichkeit, Authentizität und echtes Handwerk. Zwischen Digitalisierung, ESG und Marktdruck erinnert er daran, dass Immobilien am Ende immer ein Menschen- und Beziehungsgeschäft bleiben.
Oder, wie er es selbst sagt:
„Für Vertrauen gibt es kein Skript.“